Predigten 2015

Allerheiligen2015

Zwei Freunde.In letzter Zeit ist der Kontakt etwas eingeschlafen.

„Immer melde nur ich mich – das wird mir zu einseitig.

Ich will ja nicht aufdringlich sein.

Das wird mir langsam zu blöde…

…, ach was soll’s ich rufe mal an“

-         

Und dann,einige Tage später ereilt die Familie ein schwerer Schicksalsschlag.

Wie froh istder Freund, daß er noch angerufen hat. Ohne den Anruf, wäre es viel schwerer,jetzt anzurufen oder hinzufahren. Das Hemmnis kann ja auf beiden Seiten sein.Was denken die jetzt? Oder, jetzt kann ich auch nicht mehr.

Nachzugebenwar hier eine gute Tat.

Selig, wernachgeben kann, denn sie können Brücken bauen und Türen öffnen.

Selig könnteheute glücklich heißen.

DasGegenteil ist „wehe!“ Weh denen, die immer recht haben, denn sie werden einsamsein.

Selig ist,wer rückblickend froh ist, so oder so gehandelt zu haben.

Selig ist,wer heute schon an morgen denkt.

Das Reichder Himmel möchte, daß wir selig werden.

Im zweitenHochgebet heißt es: Gott: Du bist heilig, Du bist die Quelle der Heiligkeit. Dubist heilig, und Du machst heilig.

Die Kirchehat daher den Dienst der Heiligung.

Im CICunterteilt man den Heiligungsdienst in:

i.                   Sakramente

ii.                 SonstigeGebete

iii.               Orteund Zeiten: besonders im Leben, abgesondert. Αγιος heißt heilig, geweiht, abgesondert,verehrt

Von denFreunden fallen mit der Rente die Kollegen weg – und die Nutznießer, die sich vonmeiner Position Vorteile versprochen haben.

Wenn es engwird, fallen die Bekannten und Nachbarn weg.

Bei Facebookbekommen Sie Freundschaftsanfragen, von Leuten, die Sie gar nicht kennen, wennSie aus Versehen eine solche verschicken, kann es sein, daß Sie einen neuenFreund haben, von dem Sie nie wirklich etwas wissen werden.

Manche sindstolz, wie viele „Friends“ sie haben.

Aber wer istda?

-        Selig,die Freunde haben.

-        Freunde,die auch einmal über ihren Schatten springen.

-        Freunde,die mir verzeihen.

-        Freunde,die mich ertragen. Freunde, die mir die Wahrheit sagen. Menschen, die mich wiederanrufen oder besuchen, wenn ich ihnen böse bin, weil sie ehrlich zu mir sind.

-        Freundelassen mich auch einmal zu Wort kommen. Sie fragen nach mir.

WerFreundschaft erlebt hat, kann sich leichter vorstellen, daß uns auch JesusFreundschaft anbietet.

Wer anderezu Freunden Jesu macht, begeht einen Dienst der Heiligung, denn diese Menschensind selig zu preisen.

Lasse ich Jesusauch einmal zu Wort kommen?

Kann ich imGebet auch schweigen oder lese ich nur Litaneien, Psalmen, Texte, unterbrochenvon meinen Liedern.

Habe ichZeit, in meinem sozialen Engagement für Gesellschaft und Familie, heraus zu spüren,wo mir Jesus begegnet – wahrzunehmen, wo Gott meinen Lebensweg begleitet. Oderbete ich nur vor und mit meinen eigenen Bildern und Vorstellungen.

Selig, diesich selber zurücknehmen können.

Werwirkliche Freunde hat, wer wirklich Freund sein kann, zeigt auf Jesu Angebotder Freundschaft.

Wer Jesuszum Freund findet kann leichter mit irdischen Freunden umgehen.

29 tpa B

Das Evangelium lädt ja geradezu ein: Halte eine politischePredigt!

Frage: Ist die Kirche eine politische Größe?

Also: soll und darf sie es sein? Muß sie vielleicht sogarpolitisch sein?

Ja. Das Evangelium umfaßt das ganze Leben.

Gott ist der Schöpfer der Welt und hat uns den Auftraggegeben: gestaltet diese Welt.

Jesus mahnt uns ja immer wieder. Laßt den Glauben konkretwerden. Der Glaube muß sich zeigen. Im Leben.

Jetzt kommt mein ABER:

Darf eine Predigt politisch sein?

Wenn ja:

Wie politisch darf einePredigt sein?

Wie politisch soll einePredigt sein?

Wie politisch muß einePredigt sein?

„Die Mächtigen unterdrücken ihre Völker.“ – wir haben dagleicht Diktatoren im Blick. Sie werden uns ja fast täglich in den Nachrichtenaufgezählt.

Kann man da schweigen?

Kann man dazu reden?

Aus der Politik kam der Vorschlag, einen Veggiedayeinzuführen, der auf englisch übrigens meat free day heißt. Montag oderDonnerstag soll man auf Fleisch verzichten.

Den haben wir zwar schon lange am Freitag;

wenn Politiker so etwas vorschlagen, mischen sie sich insPrivatleben ein. Das geht die aber nichts an!

Umgekehrt muß Kirche aufpassen.

Gucken Sie mal im Iran. Da herrschen die Ayatollahs seit1978. Wenn man einmal davon absieht, wie viele Menschen da abgeschlachtetwurden, ist nicht alles schlechter geworden als zu Zeiten des Schahs. Aber einepolitische Opposition wird immer auch gegen die Ayatollahs sein.

Wenn Dekan Meißner Oberbürgermeister wäre, hätten letzteWoche die Gottesdienstbesucher in Dreifaltigkeit keinen Strafzettel bekommen.Aber andere, die einen bekommen, würden aus der Kirche austreten.

Wenn ich Ihnen sage, was ich von der Bundeskanzlerin halte,werden wohl diejenigen nicht mehr zuhören, die anderer Meinung sind.

Der Prediger muß vorsichtig sein.

Aber muß auch reden.

Er muß sogar mahnen.

Wie laut wird geschrien, die Kirche hätte in derVergangenheit geschwiegen.

Niemand mahnt die Kirche heute, ihr Schweigen zu brechen.Oder es hört niemand.

Dabei gibt es viel zu sagen.

Dabei sollten wir weniger darauf hinweisen, daß wir Assadbekämpfen, unter dem Minderheiten leben konnten und uns von Erdogan Ratschlägegeben lassen, wie Integration funktioniert.

Aber die Kurzlebigkeit und Heftigkeit der Themen können wiransprechen

Als sich Lady Di mit über 100 km/h innerorts den Schädeleindellte, hätte England Republik werden können.

Wie verhältnismäßig ist der Einfluß eines Bildes? Zum Beispielvon einem ertrunkenen Kind in roter Jacke?

Früher haben die Zeitungen geschrieben, was Politiker gesagthaben, heute erzählen Politiker nach, was ihnen die Zeitungen vorsagen.

Sepp Blatter wurde von der Ethikkommission der FIFA ausgeschlossen. Nicht etwa  von einenGericht.

Stehen moralische Bedenken über dem Rechtsstaat? Wo ist derUnterschied zum religiösen Wächterrat im Iran oder in Saudi-Arabien? WelcheZukunft hat der Rechtsstaat noch, wenn wir humanitär alles begründen können?

Die Kirche schweigt, wenn alle nach Waffen für Unterdrückterufen und nach Einsätzen der Bundeswehr.

 

Ich war einmal in einem kontemplativen Kloster. Die Schwesterndort lesen wenig Zeitung und hören selten Nachrichten und waren doch gutinformiert.

Nicht die Kenntnis jeder Einzelheit macht das Bild, sonderndie Gesamtheit. Langmut und Geduld geben mehr Einsicht als Aktionismus.

Krankenhausseelsorger sind nicht im Rettungswagen und nichtim OP.  Vor und nach der Operation istihr Platz.

èBei Euch soll es nicht so sein!

Die Jünger wollen auch nur Macht.

Dabei hat jeder seine Aufgabe. Und manche können nicht voreiner einzelnen Person wahrgenommen werden.

Jesus sagt, wie wir politisch sein sollen: wir dienen denMenschen, wir dienen damit dem Reich Gottes.

Wie wir das tun, hängt an der Situation.

Es gibt keine politische Predigt. Entweder halte ich einepolitische Rede, oder eine Predigt.

Doch, was die Frohe Botschaft mit mir macht, das kann sehrpolitisch sein.